Rückblick Herbstseminar 2021

Vor Beginn des Herbstseminares stand die turnusmäßige Mitgliederversammlung des Freiburger Kreises auf dem Programm. Boris Schmidt als Vorstandsvorsitzender sowie seine Kollegen Dr. Alexander Kiel und Horst Beck wurden alle einstimmig in ihren Ämtern bestätigt. Neu hinzu kommen Birgit Faber, Vorstandsvorsitzende des TSV Falkensee sowie Michaela Schotte, Geschäftsführerin des TSV Neuried.
Alle frisch gewählten Vorstandsmitglieder bedankten sich für das Vertrauen und freuen sich auf eine weitere konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Für den Vorstandsvorsitzenden der TSG Bergedorf, Boris Schmidt, ist es bereits die dritte Amtsperiode.
Zur Wiederwahl sagte er: „Ich freue mich auf die neue Amtszeit. Der Sport kämpft mit vielen Herausforderungen und hier wollen wir als Freiburger Kreis weiterhin als bestmöglicher Interessenvertreter der deutschen Großsportvereine aktiv sein.“
Auch finanziell ist der Freiburger Kreis gut durch die Pandemiezeit gekommen. Trotz ausgefallener Seminare unterstützten die Premium- und Seminarpartner weiterhin den Freiburger Kreis und auch Stornokosten für Hotels hielten sich erfreulicherweise in Grenzen.

1. Seminartag: Donnerstag, 7.10.2021
Für viele Vereinsvertreter*innen des Herbstseminars lag die Vermutung nahe, dass gerade Kinder und Jugendliche zu denen gehören, die unter den Einschränkungen während der Lockdowns am meisten gelitten haben. Sie mussten zum Schutz der Älteren zurückstecken, durften ihr Zuhause nicht verlassen und kommen nun beim Impfen in der Regel als Letzte dran. Den wissenschaftlichen Beweis dafür lieferten Sportwissenschaftler Prof. Dr. Alexander Woll und seine Kollegin Dr. Katja Klemm vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT), die die Ergebnisse der sogenannten Motorik- und Modul-Studie (kurz MOMO) zum Auftakt des Herbstseminars präsentierten. In der Studie erfasst das KIT die motorische Leistungsfähigkeit und körperlich-sportliche Aktivität von mehreren tausend Kindern. Die Forscher untersuchen dabei wiederholt dieselben Kinder und Jugendlichen.
Für das Forschungsteam unbestritten ist dabei, dass die Alltagsbewegungen bei Kindern bis zum 13. Lebensjahr und vor allem während des 2. Lockdowns drastisch nach unten ging. Auch die soziale Schere, die schon vor Pandemiebeginn immer weiter auseinander ging, hat sich verstärkt. Die Ergebnisse zeigen, dass sozial Schwächere besonders unter der Pandemie leiden.
Wolls Forderung daher lautet: „Der Bund muss Geld in die Hände nehmen. Es braucht nicht nur einen Digitalpakt für die Schulen, sondern auch einen Bewegungspakt“, um die offengelegten Probleme offensiv anzugehen.
Im Anschluss unterstrich auch Claudia Neumann, Referentin des Deutschen Kinderhilfswerks für Spiel und Bewegung, die Thesen aus der Wissenschaft und appellierte an die Vereine, die Kinder in den Fokus ihres Handelns zu nehmen. Gerade sozial-schwächere Familien lebten oft beengt und an viel befahrenen Straßen. Dort seien sie Abgasen und Lärm besonders ausgesetzt, obwohl sie selbst die Infrastruktur vor ihrer Haustür in den seltensten Fällen nutzen könnten. Sport- und Spielplätze lägen dann oft in weiter Ferne.
Kommunen hätten hier in den letzten Jahren viele Fehler gemacht. Vereine können, so Neumann, gerade hier wichtige Impulse geben und den Druck auf die politischen Entscheidungsträger erhöhen. Einen pragmatischen Vorschlag hatte Frau Neumann auch mitgebracht:
Sie lud alle Vereine dazu ein, beim jährlich stattfindenden Weltspieltag, dem 28. Mai, mitzumachen.

„Generation Z – die Generation der Zukunft“
Was Vereine bei der Ansprache und Gewinnung von jungen Engagierten beachten sollten
und wie man die Bedürfnisse unterschiedlicher Generationen bestmöglich unter einen Hut
bringt, erklärte Prof. Dr. Jutta Rump in ihrem Vortrag „Generation Z – die Generation der Zukunft“.
Über die Generationen Y und Z sagt man häufig, dass sie großen Wert auf freie Zeiteinteilung im Job legen und wenig an Hierarchie interessiert sind. Dies bestätigte auch Rump, ergänzte aber auch, „dass die Generationen so leistungsbereit sind wie keine zuvor“ und eröffnete damit eine neue Sicht auf die jungen Menschen, also die heute 18- bis 35-Jährigen.
Eine entscheidende Fähigkeit müsse aber aus ihrer Sicht jede Führungskraft mitbringen: Die unterschiedlichen Generationen im Team ausbalancieren. Rump selbst kennzeichnet sich als
„Babyboomer“. Diese sind geprägt von Pflicht, Fleiß und Disziplin. Sie sind anpassungsfähig
und akzeptieren Hierarchien. Die junge Generation interessieren die Organisation und Hierarchien weniger. Viel wichtiger sei fachlich zu überzeugen und sozial kompetent zu sein. Aus diesem Grund wirbt sie vor allem für Transparenz zwischen den Generationen.
Nur wer von den unterschiedlichen Erfahrungen und Vorstellungen weiß, kann auch erfolgreich
damit umgehen. Darüber hinaus wachsen auf einem Arbeitgeber markt die Herausforderungen für Organisationen. Sie müssen Ausbildungsmöglichkeiten und Rahmenbedingungen so gestalten, dass sie attraktiv sind. Das gelinge vor allem dann, wenn man neue Arbeits- und Denk weisen zulasse, so Rump.

Podiumsdiskussion: Wie tickt die Jugend?
Danach ergriff „die Jugend“ selbst das Wort. In der Podiumsdiskussion „Wie kann das Engagement von jungen Menschen im Sportverein gestärkt werden?“ erklärten Emma Bernhard (19 Jahre/Sportkletterin), Andreas Gierigk (22 Jahre/Parkour/Ninja Warrior) und Clara Kowalski (16 Jahre/Rope Skipping) ihre Sicht der Dinge. Die Beteiligten machten deutlich, dass es auch heute in Zeiten von Smartphone und Ganztag möglich ist, schon in jungen Jahren Verantwortung im Sportverein zu übernehmen und eigene Projekte oder den eigenen Sport voranzubringen. Durch ihren Tatendrang und ihre Kreativität konnten sie schon viele Erfolge feiern, ob als Sportler*in oder auch als Trainer*in beziehungsweise Funktionär*in.
Um diese Herausforderungen meistern zu können, sei es aus ihrer Sicht besonders wichtig, entsprechende Voraussetzungen auf Vereinsseite zu schaffen. Eine „Willkommenskultur“ für
jugendliches Engagement erleichtert den Einstieg und hilft dabei erste Herausforderungen erfolgreich zu meistern. Clemens Löcke als Moderator fasste am Ende zusammen, dass die Beispiele eindrucksvoll beweisen, dass der Sport neben „höher, weiter, schneller“ weiteres Potenzial, sowohl für die Gesellschaft als auch für die eigene Persönlichkeit, zu bieten hat.

Best-Practice – Kinder-/Jugendsport in FK-Vereinen
Im Anschluss präsentierten acht FK-Vereine beispielgebende Kinder- und Jugendsportprojekte aus ihren Vereinen, die Impulse für den eigenen Vereinsalltag boten. Die Präsentationen dienten als Appetitanreger für viele weitere Gespräche und die Workshop-Phase nach der Mittagspause.
FK-Vereine gingen auf Ideenjagd
Beim Workshop waren alle Teilnehmenden des Hauptseminars eingeladen zwei Stunden über die Frage „Wie sollen die Angebote der Zukunft für Kinder und Jugendliche in FK-Vereinen
aussehen?“ zu diskutieren und gemeinsam neue Ideen und Projekte zu entwickeln. Im Anschluss wurden die wichtigsten Ideen bewertet, zusammengetragen und standen auf Pinnwänden im Versammlungssaal als Inspirationsquelle noch bis Samstagmittag zur Verfügung.

Integrität im Sport – Warum Good Governance?
Den Abschluss des Tages bildete Anti-Korruptionsexpertin Sylvia Schenk, die sich seit vielen Jahren für mehr Transparenz und verantwortliche Entscheidungsstrukturen im Sport einsetzt.
Unterstützt wurde sie von Christina Sperrer, ebenfalls Mitglied im Arbeitskreis Sport von Tranceparency. In der Praxis hakt es, so Schenk, an vielen Stellen, wie auch zuletzt einige Beispiele vor allem aus dem Spitzensport verdeutlichten. Aber auch im Breitensport können Macht missbraucht und Vertrauen zum eigenen Vorteil ausgenutzt werden. Anhand typischer Alltagssituationen in Sportvereinen skizzierte Schenk die Wichtig- und Dringlichkeit dieses Themas. Vorbildlich im Freiburger Kreis engagiert sich seit 2018 der KSV Baunatal, der bereits einen Ethik-Kodex erarbeitet und einen ehrenamtlichen Ethik-Vorsitzenden im Verein etabliert hat. Weitere
wichtige Informationen für Sportvereine bietet außerdem der Leitfaden „Good Governance im
Sportverein“.

3. Seminartag: Samstag, 9.10.2021
Infobörse
Am abschließenden Seminartag bot die Info-Börse interessante Einblicke in den Vereinsalltag der FK-Vereine. So investierte der Hammer SC vor Kurzem in den sogenannten Skillcourt.
Über einen großen Bildschirm werden Bewegungsabläufe vorgegeben, die auf einem digital
erstellten Trainingsfeld, zum Beispiel in einer Halle, von Sportlern nachgeahmt werden. Neben Kraft und Beweglichkeit wird so gezielt das Gehirn trainiert, indem man mit neuen Verbindungswegen zwischen den Gehirnzellen belohnt wird.
Der TSC Eintracht Dortmund berichtete von seinem neuen Kursangebot „Hobby Horsing“.
Da bei handelt es sich um eine Sportart mit Gymnastikelementen, bei der Bewegungsabläufe ähnlich derer beim Springreiten oder Dressur teilweise in Parcours nachgestellt werden, ohne dass echte Pferde zum Einsatz kommen. Stattdessen benutzen die Teilnehmenden überwiegend selbst gefertigte Steckenpferde.

FK-Intern
Im Anschluss stellte Dr. Alexander Kiel im Programmpunkt „FK-Intern“ aktuelle Projekte
des Freiburger Kreises vor. Unter anderem die künftige Zusammenarbeit mit der „Initiative
Sports for Future“. Zum Start der Kooperation haben die beiden Partner ein gemeinsames
Pilotprojekt initiiert: Beim Großsportverein TSC Eintracht Dortmund soll wissenschaftlich
begleitet der ökologische Fußabdruck des Vereins analysiert werden. Aufgrund des Zuspruchs vieler FK-Vereine soll ferner bereits im nächsten Jahr wieder ein FK-Innovationspreis
verliehen werden.

Tax Compliance – ist auch kein Luxus!
Der letzte Vortrag gehörte auch bei diesem Herbstseminar Steuerberater Horst Lienig. Er verdeutlichte anhand vieler Praxisbeispiele, dass das Thema nicht nur für die Chefetagen
von Konzernen von Interesse ist. Auch FK-Vereine müssen sich Compliance-Fragen speziell
zur Beachtung steuerlicher Regeln stellen. Denn auch für sie gilt es Risiken oder (etwaige)
Verstöße zu vermeiden. Mithilfe eines Tax-Compliance-Programms können Mitarbeiter*innen in Bezug auf die gesetzlichen Vorschriften informiert und sensibilisiert werden.
So lautet seine Empfehlung, auch wenn es aufwändig ist und viel Sorgfalt erfordert, sich tiefergehend mit dem Thema „Tax Compliance“ auseinanderzusetzen.
Das nächste Frühjahrsseminar findet vom 5. bis 7. Mai 2022 in Wolfsburg statt, gastgebender
Verein ist der VfB Fallersleben. Der Freiburger Kreis freut sich auch wieder auf eine rege Teilnahme, viele interessante Gespräche und beispielhafte Projekte aus den FK-Vereinen.