Freiburger Kreis-Vereine als Arbeitgeber!
Vor Beginn des Frühjahrseminars stand die turnusmäßige Mitgliederversammlung des Freiburger Kreises auf dem Programm. Horst Lienig, Birgit Faber Faber (TSV Falkensee) und Michaela Schotte (TSV Neuried) wurden alle einstimmig in ihren Vorstandsämtern bestätigt.
Darüber hinaus beschloss die Mitgliederversammlung einstimmig die Resolution zur „Lage der großen Sportvereine in Deutschland“. Die wesentlichen Forderungen an die Politik lauten,
- dass Förderprogramme des Bundes für die Sportinfrastruktur grundsätzlich auch für Sport-vereine geöffnet werden.
- dass die Unterstützung von Sport und Bewegung im Breitensport auch als Aufgabe des Bundes gesehen wird und hierfür ggfs. auch das Grundgesetz geändert wird, damit der Bund nicht nur den Spitzensport fördert.
- dass der Breitensport mit all seinen positiven Auswirkungen von Sport und Bewegung auf die Gesellschaft als Querschnittsaufgabe über alle Ministerien verstanden wird und für die Umsetzung im Bundeskanzleramt die Stelle einer Staatsministerin bzw. eines Staatsministers geschaffen wird.
- dass die explodierenden Kosten im Energiesektor durch Unterstützungsprogramme des Bundes für die energetische Sanierung von vereinseigenen Sportstätten abgefedert werden.
- dass die qualifizierte Anleitung von ausgebildetem Personal durch eine signifikante Anhebung der staatlichen Übungsleiterzuschüsse aus Bundeszuschüssen stärker als bisher finanziell unterstützt werden.
Der Freiburger Kreis spricht sich zudem mit Nachdruck für ein verpflichtendes soziales Jahr nach Beendigung der Schulzeit aus, damit jungen Menschen auch im Sportverein eine berufliche Perspektive aufgezeigt werden kann.
1.Seminartag
Donnerstag, 6.5.2022
Am ersten Seminartag erwartete die Teilnehmenden eine Podiumsdiskussion über die Entwicklung und den aktuellen Stand des Partnerkonzepts des Freiburger Kreises, gefolgt von einem lebendigen Vortrag über Führungs- und Managementkultur im Zeitalter der Digitalisierung durch Führungs- und Managementberaterin Barbara Liebermeister.
FK-Premiumpartner: Vorteile für den Freiburger Kreis, dessen Vereine und seine Partner
Die Einführung von Sponsoren und Ausstellern zu Beginn des neuen Jahrtausends entwickelte sich in den letzten 12 Jahren zu einer echten Erfolgsgeschichte. Damals modernisierte das ehemalige Vorstandsmitglied Ralf Kamp die Sponsorenhierarchie des Freiburger Kreises. Seitdem nutzen Unternehmen die Seminare des FK, um ihre Produkte und Dienstleistungen den Entscheidern der Vereine zu präsentieren. Der Anteil an Partnereinnahmen zu den Gesamteinnahmen konnte von 15 % auf 36 % gesteigert werden. Dank dieses Anstiegs konnten die Seminargebühren trotz immer größerer Veranstaltungslocations, höherer Referentenhonorare und steigender Teilnehmerzahlen konstant niedrig gehalten werden. „Sonst würde die Seminargebühr über 400 Euro pro Teilnehmer betragen“, erklärte Vorstandsmitglied Alexander Kiel.
Heute sind Partner und Aussteller aus den Hauptseminaren nicht mehr wegzudenken, längst integraler Bestandteil geworden und die „Messe“ ist auch für die Teilnehmenden ein weiterer Grund für die Seminarteilnahme. Die Premiumpartner Kübler Sport und IST-Studieninstitut zeigten sich ebenso erfreut über die Entwicklung des Freiburger Kreises und appellierten an die Anwesenden weiter das Gespräch zu suchen, unabhängig davon, ob es zu einer geschäftlichen Partnerschaft kommt.
Vortrag: „Follow me, follow you – das neue Führungsprinzip“ (Barbara Liebermeister)
Wie Führung heute und in Zukunft aussehen sollte, erklärte Barbara Liebermeister in ihrem Vortrag „Follow me, follow you – das neue Führungsprinzip“. Für sie ist klar, dass „der Mensch auch im digitalen Zeitalter im Mittelpunkt steht“ und, dass die Beziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden immer wichtiger werden wird. Ihre These: „Führungskräfte werden Influencer und Beziehungsmanager“!
Dabei gehe es ihr nicht darum, „Menschen in manipulativer Absicht zu beeinflussen, sondern um ein effektives Beziehungsmanagement, das auf einer hohen persönlichen Glaubwürdigkeit und Integrität als Führungskraft beruht.“ Sie ermutigte die Vereinsvertreter*innen in ihrem eigenen Verein, ein Umfeld zu schaffen, in dem andere Menschen sich gerne für das Erreichen der gemeinsamen Ziele engagieren und eigeninitiativ ihren Beitrag dazu leisten möchten.
2. Seminartag
Freitag, 6.5.2022
Der zweite Seminartag startete mit einem Impulsvortrag von Fachanwalt für Arbeitsrecht Prof. Dr. Christian Quirling. Darauf folgten vier informative und interaktive Foren zu verschiedenen Themengebieten aus dem Bereich „FK-Vereine als Arbeitgeber“. Im Fokus der praxisnahen Foren standen Best Practice-Beispiele aus den Vereinen sowie individuelle Fragestellungen und deren Lösungsansätze im gemeinsamen Austausch.
Vortrag: Von A wie Arbeitsvertrag bis Z wie Zeiterfassung – ein Galopp durch das Arbeitsrecht für Vereinsverantwortliche (Prof. Dr. Christian Quirling)
Rechtsanwalt mit Professur an der Hochschule für angewandtes Management in München Dr. Christian Quirling ging in seinem kurzweiligen Vortrag auf die aktuellen Entwicklungen und Entscheidungen im Arbeitsrecht ein. Dabei stellte er unter anderem praxisrelevante Urteile zu den Themen Kündigung, Befristung, Arbeitszeit und Mindestlohn vor und erläuterte deren Bedeutung für die Praxis.
Darüber hinaus zeigte sich, dass FK-Vereine aus arbeitsrechtlicher Sicht mit spezifischen Herausforderungen konfrontiert sind. Unter anderem aufgrund des besonderen Kostendrucks sind sie bei der Bewältigung ihrer Aufgaben oft auf die Flexibilität ihrer Mitarbeitenden angewiesen. Im Gegenzug können Mitarbeitende häufig ihre Arbeitszeit weitgehend eigenständig und selbstverantwortlich gestalten. In Zukunft könnte dies für Arbeitgeber eine besondere Herausforderung darstellen. Denn bereits 2019 entschied der EuGH, dass alle Arbeitszeiten erfasst werden müssen. In großen Unternehmen und in einigen FK-Vereine sind solche Systeme bereits verbreitet. Insbesondere für viele kleinere und mittlere FK-Vereine wird dies aber sicher eine Umstellung in der Zukunft bedeuten.
Zusammenfassung der Foren
1. Forum: Arbeitsrecht (Leitung Birgit Faber)
Prof. Dr. Christian Quirling gab in seinem Einstiegsvortrag mit dem Thema „Von A wie Arbeitsvertrag bis Z wie Zeiterfassung – ein Galopp durch das Arbeitsrecht für Vereinsverantwortliche“ einen Überblick über relevante und vor allem neu zu erwartende Themen aus dem Arbeitsrecht, die insbesondere für unsere Vereinsführungskräfte von Bedeutung sind bzw. zukünftig eine Rolle spielen werden.
Die ca. 90 Teilnehmer, der drei 90-Minuten-Foren nutzten die Chance alle Fragen an Prof. Dr. Christian Quirling zu stellen, die ihnen wichtig waren. Fachlich versiert und geduldig stand er Rede und Antwort und erklärte seine Bereitschaft, den Freiburger Kreis auch weiterhin zu unterstützen. Der rege Austausch zwischen den Teilnehmern war ebenfalls offen und zielführend, gibt es doch in unseren Vereinsstrukturen neben dem gesetzlichen Rahmen verschiedenste Umsetzungsmodelle und Herangehensweisen.
Frau Sandra Allgaier von unserem FK-Partner Bürk Mobatime GmbH unterstützte alle drei Foren zum Thema Zeiterfassung, welches in Zukunft nicht nur im Bereich Minijob eine Rolle spielen wird, mit fachlicher Expertise.
Vielen Dank an alle Forenteilnehmer, es waren inhaltlich dynamisch und ein respektvoller Austausch! Wir werden die behandelten Themen zusammenfassen und für unsere weitere, insbesondere politische Lobbyarbeit nutzen.
2. Forum: Gerechte Vergütung (Leitung Boris Schmidt)
Der Fachkräftemangel in sportlichen und in sozialen Bereichen der FK-Vereine hat sich in den letzten Jahren nochmals verschärft und wird wohl auch in Zukunft dafür sorgen, dass attraktive und umfassende Vergütungssysteme immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Anhand des Vergütungsmodells der TSG Bergedorf diskutierten die Teilnehmenden, wie Fach- und Führungskräfte zukünftig gewonnen und gebunden werden könnten. Jeder Verein ist dabei selbst gefordert, eigene Konzepte zu überdenken und die richtigen strategische Fragen zu stellen. Möchte man nach Ausbildungsgrad oder Erfahrung entlohnen? Welchen Stellenwert haben selbst angeeignete Kenntnisse und Fähigkeiten? Welche Gehaltsspannen werden genutzt und können begründet werden? Soll es Bonuszahlungen geben?
Das Vergütungsmodell der TSG Bergedorf zeigt, welches Potential durch die Einbeziehung von Beschäftigten (zum Beispiel einer Mitarbeitervertretung) vorhanden ist. Kopierbar sind die Ideen aber sicher nicht. Jeder Verein ist einzigartig und sollte sein eigenes maßgeschneidertes System finden. Das Forum diente dabei als wichtiger Impuls, um mögliche Probleme in den Vereinen proaktiv anzugehen.
3. Forum Arbeitgeberverantwortung (Leitung: Horst Beck)
Bezüglich der Unternehmerverantwortung spielen mehrere Aspekte zusammen: Die Verantwortung als Veranstaltern, als Betreiber von Anlagen und Dienstleistungsangeboten sowie als Arbeitgeber der Arbeitsschutz für die eigenen Mitarbeiter*innen und Sportler*innen. Im Forum am Freitag ging es speziell um den Arbeitsschutz. Thomas Zander von der VBG Erfurt führte kompetent und praxisnah ein. Er wies auch darauf hin, dass unsere Vereine an der Konzipierung und Umsetzung nicht vorbeikommen werden.
Peter Lützenkirchen, Facility Manager beim TSV Bayer 04 Leverkusen, zeigte den Weg auf, wie der Arbeitsschutz in seinem Verein eingeführt wurde. Die Selbsteinschätzung der Vereine machte es deutlich: Es gibt noch viel zu tun!
4. Forum: Pro und Contra Homeoffice (Leitung: Horst Lienig)
Es gab mehr Pro als Contra. Viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichteten über ihre Erfahrungen negativer, aber mehr noch positiver Art mit dem Homeoffice. Sicher hat aufgrund der völlig neuen Situation zu Beginn der Pandemie nicht jeder an Arbeitszeitgesetz, Arbeitsschutzvorschriften, Datenschutz etc. gedacht; die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter war wichtiger. Fazit des Forums war das Beibehalten des Homeoffice beziehungsweise des hybriden Arbeitens in der Vereinsverwaltung und bei dem einen oder anderen Online-Sportangebot, um ein attraktiver Arbeitgeber zu sein und zu bleiben.
3. Seminartag
Samstag, 7.5.2022
Infobörse
Am abschließenden Seminartag bot die Info-Börse interessante Einblicke in den Vereinsalltag der FK-Vereine. Insbesondere der Austausch über den Umgang mit Geflüchteten aus der Ukraine konnte so einige Ideen aus dem Vereinsalltag zu Tage fördern.
Sterne des Sports 2022 – Neues Bewerbungsverfahren
Ferner berichtete Jana Hasenberg darüber, dass erstmals Sportvereine bei der Bewerbung zu „Sterne des Sports“ im Vorfeld über Crowdfunding Gelder für ihr Projekt einsammeln können. Voraussetzung ist das Crowdfunding für eine erfolgreiche Bewerbung jedoch nicht. Zwischen dem 1. April und dem 30. Juni 2022 kann sich jeder Sportverein mit seinen realisierten Initiativen für die Wettbewerbsrunde 2022 bei den teilnehmenden Volksbanken oder Raiffeisenbanken bewerben.
Kooperation TSC Eintracht Dortmund und KSV Baunatal
Schon Anfang des Jahres hat Kira Werner, Assistentin der Geschäftsführung in Baunatal, den Wunsch geäußert, in einem anderen Verein zu hospitieren. Sie wollte Aufgaben und Themen eines anderen Vereins näher verstehen und einen Einblick in die Arbeitsorganisation bekommen. Aufgrund der räumlichen Nähe und der ähnlichen Vereinsstruktur fiel die Entscheidung letztlich auf den TSC Eintracht Dortmund. Dort stieß ihre Idee direkt auf offene Ohren, so dass bereits Ende April die Hospitation starten konnte. Alle Beteiligten ziehen bisher ein positives Fazit und könnten sich die Idee auch als Zukunftsmodell für andere Vereine vorstellen.
FK-Intern
Im Anschluss stellte Dr. Alexander Kiel im Programmpunkt „FK-Intern“ aktuelle Projekte des Freiburger Kreises vor. Unter anderem die aktuelle Zusammenarbeit mit der „Initiative Sports for Future“, die mit fünf Pilotvereinen die ökologischen Fußabdrücke der Vereine analysiert und auswerten möchte. Mithilfe der Ergebnisse sollen unter anderem die größten CO2-Treiber des Breitensports ermittelt werden sowie ein webbasierter CO2-Rechner für Sportvereine entstehen.
FK.STUDIONETZWERK
Die ersten Erfolge des FK.STUDIONETZWERKS wurden ebenfalls verkündet. Bereits 80 Vereine haben sich angemeldet und bieten ihre Fitnessstudios Mitgliedern anderer Vereine für Trainingseinheiten an. Anmeldung und weitere Informationen zum Netzwerk finden Interessierte unter www.fk-studionetzwerk.de.
Vergütungen – steuerliche Behandlung
Der letzte Vortrag gehörte auch bei diesem Frühjahrsseminar Steuerberater Horst Lienig. Er verdeutlichte anhand vieler Praxisbeispiele, dass das Thema nicht nur aus Arbeitsrechtsicht von Interesse ist, sondern informierte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch darüber, welche steuerlichen Risiken bestehen und im beruflichen Alltag beachtet werden müssen. So lautet seine Empfehlung für alle FK-Vereine sich tiefergehend mit dem Thema „Vergütungen und deren steuerlichen Betrachtung“ auseinanderzusetzen.
Das Herbstseminar findet vom 15. bis 17. September 2022 in Hamburg statt, gastgebender Verein ist der ETV Hamburg. Der Freiburger Kreis freut sich auch wieder auf eine rege Teilnahme, viele interessante Gespräche und beispielhafte Projekte aus den FK-Vereinen.
Andreas Kranich